Fukushima, Tschernobyl und wir – Die Katastrophe ist noch lange nicht vorbei

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Datum/Zeit
Date(s) - 20/04/2018
17:00 - 17:30

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Ausstellungseröffnung, Vestibül des Rathauses der Stadt Nienburg

Vor 32 Jahren, am 26. April 1986, belehrte der Reaktorunfall von Tschernobyl alle, die noch an die „sichere Atomkraft“ glaubten, eines Besseren. Tausende von Menschen starben als unmittelbare Folge der Explosion. Möglicherweise wurde in ganz Europa die Gesundheit von Millionen von Menschen durch den radioaktiven Niederschlag in den Tagen und Wochen nach der Havarie geschädigt. Bis auf den heutigen Tag belastet die Strahlung die Umwelt in vielen Regionen des Kontinents, auch in Deutschland. Am stärksten sind Menschen in Belarus betroffen, denn die gesundheitszerstörende Radioaktivität machte sich außerhalb der Todeszone dort am stärksten bemerkbar. Aber sind wir lernfähig? Vor sechs Jahren, am 11. März 2011, zeigte sich, dass die Menschheit die Lektion von Tschernobyl nicht beherzigt hatte. Im japanischen Fukushima ereignete sich eine erneute Reaktorhavarie. Wieder sind Millionen Menschen von den schädigenden Auswirkungen betroffen.

Überall, wo Atomkraftwerke stehen, ist eine Kernschmelze jederzeit möglich. Wer weiter auf Atomkraft setzt, muss Tschernobyl und Fukushima vergessen und das Atomrisiko verdrängen. Diese Ausstellung hält dagegen. Sie erzählt von den hunderttausenden Liquidatoren, deren Leben und Gesundheit in Tschernobyl ruiniert wurden, ebenso von den kranken und heimatlosen Kindern aus Fukushima. Sie zeigt, wie 1986 der radioaktive Niederschlag in ganz Europa niederging, wo er in vielen Gegenden bis heute strahlt. Sie schildert, wie in Japan bis heute vergeblich versucht wird, den durch den Super-GAU von Fukushima kontaminierten Boden im betroffenen Gelände abzutragen und zu entsorgen.

Tschernobyl und Fukushima stehen stellvertretend für das menschliche Leid, die schweren gesundheitlichen Folgen und die ökologische Zerstörung, die in den letzten 70 Jahren seit Hiroshima und Nagasaki durch die „nukleare Kette“ verursacht wurden. Vom Uranbergbau über die zivile und militärische Nutzung der Kernspaltung bis hin zum Atommüll, zu Fallout und radioaktivem Abraum schädigt die Atomindustrie Mensch und Umwelt. Die Städtepartnerschaft zwischen Witebsk und Nienburg wurde 1991 besiegelt. Sie hatte ihren Ursprung in der Versöhnungsbereitschaft der Menschen in Belarus, deren Volk und Land unsagbar unter dem Zweiten Weltkrieg und der deutschen Besetzung gelitten haben. Sie streckten die Hand aus; für uns erwächst daraus die Verpflichtung, uns an die Geschehnisse vor 1945 zu erinnern, die belorussischen Opfer von Tschernobyl zu unterstützen und den Menschen in Belarus beim Aufbau von Zivilgesellschaft und Demokratie Solidarität zu erweisen.